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Nicht verwechseln: "Wobbler"
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Nicht verwechseln: Wobbler-Wackelkitten

von Gisela Teubner

Das Phänomen der Wackelkitten kann bei allen Katzenrassen auftreten. Der Begriff leitet sich ab vom englischen „wobble“ und bedeutet schaukeln, schwanken, zittern. Der betroffene Katzenwelpe leidet unter schweren motorischen Störungen. Das Köpfchen wackelt, beim Aufstehen und Laufen zittert und schwankt das Tierchen stark. Ansonsten ist so ein Kätzchen erstaunlich fit! Es ist quicklebendig, immer mitten im Geschehen und spielt mit großer Begeisterung. Auffällig ist sein enormer Appetit. Ein Wackelkitten ist gefräßiger als eine 7-köpfige Raupe, weil das Zittern und Wackeln sehr viel Energie verbraucht.

Wobbler entwickeln sich bis zur 3. Lebenswoche völlig normal. Dann beginnen Bewegungsstörungen, die nach der 7. – 10. Lebenswoche wieder verschwinden. Oft ist das größte und dickste Kitten aus dem Wurf betroffen.

Ursachen

Es gibt unterschiedliche Ansichten über die Ursachen. Einige meinen, die motorischen Störungen beruhten auf der mangelnden Weitergabe einer genügend großen Vitamin B-Reserve von der Mutter an die Kinder. Normalerweise gibt die Mutterkatze dem Nachwuchs ein ausreichend großes Reservoir an B-Vitaminen mit auf den Weg, das etwa bis zur 6. Lebenswoche, dem Zeitpunkt der Nahrungsumstellung ausreicht. Beim Wackelkitten wäre diese Vitaminreserve bereits nach ca. 3 Wochen aufgezehrt und dadurch träten die schlimm anzusehenden Symptome auf. Mit der Möglichkeit, aus der Nahrung ausreichend B-Vitamine aufzunehmen, sei die Störung schnell behoben.

Einige Züchter vermuten allerdings, dass bereits der Geburtsvorgang für die Symptome verantwortlich sei, weil das Rückgrat des Kittens beim passieren des engen Geburtskanals leicht gestaucht werden könne. Das mag durchaus auch eine Ursache sein, doch spricht gegen diese Theorie, dass kleine Wobbler auffällig häufig nach den stets gleichen Verpaarungen fallen.

Eine weitere These besagt, dass Wobbeln beruhe auf einer Entwicklungsstörung, die durch eine ver- zögerte Schließung der Blut-Hirn-Schranke ausgelöst werde. Manche Züchter sind der Überzeugung, diese Entwicklungsverzögerung ist erblich, denn sie konnten die Störungen über mehrere Generationen beobachten. Außerdem stellten sie fest, dass eine Behandlung ihrer kleinen Wackelkitten mit Vitamin B keinen Einfluss auf den Verlauf und die Dauer der Störung hatte.

Möglicherweise ist die Ursache für Wobbelkitten auch eine Hypomyelination, eine Erkrankung des Myelins. Defekte oder Infektionen dieser lipidreichen Biomembran im Gehirn wirken sich u.a. auch auf das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) aus. Obwohl in vielen Fällen genetisch bedingt, können virale Erkrankungen oder ernährungsphysiologische Faktoren wie z.B. ein Thiamin-Mangel (Vitamin B 1-Mangel) nicht ausgeschlossen werden.

Unterstützende Behandlung mit B-Vitaminen

Es ist unter Züchtern strittig, ob eine unterstützende Therapie mit Vitamin B zu einer schnelleren Gesundung des Kittens führt oder nicht. Wer es trotzdem versuchen möchte, kann Vitamin B-Tropfen, wie z.B. die in der Apotheke erhältlichen Betabion-Ampullen anwenden. Tropfen sind gut geeignet, da sie sich besser dosieren lassen als Tabletten. Achtung! Vitamin B-Präparate müssen vorsichtig dosiert werden. Wird zu viel verabreicht, bekommt das Kätzchen schnell Durchfall. Das Vitamin B-Präparat sollte man auch nicht abrupt absetzen sondern nach und nach ausschleichen durch kontinuierliche Verringerung der Dosierung.

Eine befreundete Züchterin handhabt die Dosierung von Betabion bei einem Wobbler wie folgt: in den ersten 2 Wochen nach Auftreten der Symptome werden dem Kätzchen jeweils täglich 3 x 2 Tropfen (morgens, mittags, abends) mit einer Pipette ins Mäulchen geträufelt. In den folgenden 2 Wochen erhält das Tierchen jeweils 2 x 2 Tropfen täglich (morgens und abends), dann 1 Woche lang 2 x 1 Tropfen täglich (morgens und abends) und zum Schluss eine Woche lang 1 Tropfen täglich. Sie hat mit dieser Dosierung gute Erfahrungen gemacht. Die angebrochenen Ampullen bewahrt sie im Kühlschrank auf. Diese Dosierungsempfehlung soll nur als Richtwert dienen. Die Dosierung kann im Einzelfall leicht abweichen.

Ähnliche Symptome, andere Ursachen

Die katzenspezifische feline Ataxie unterscheidet sich von anderen Ataxieformen lediglich dadurch, dass die Schädigung des zentralen Nervensystems durch das feline Parvovirus (FPV), dem Erreger der Katzenseuche verursacht wird. Besonders gefährdet von der Infektion mit Katzenseuche sind Kätzchen im Alter zwischen 6 Wochen und 4 Monaten. Werden die Föten bereits im Mutterleib infiziert sterben sie meist vorzeitig ab und die Katze erleidet eine Fehlgeburt. Manchmal werden die infizierten Kätzchen auch missgebildet oder lebensschwach geboren und sterben kurz nach der Geburt. Katzenwelpen die dennoch überleben, können neben anderen schwerwiegenden Gesundheitsproblemen eine feline Ataxie entwickeln. Ähnlich wie bei den Wobble-Kätzchen zeigen sich die Symptome zwischen der 2. – 3. Lebenswoche. Katzen die unter Ataxien leiden, sind im Gegensatz zu Wobblern lebenslang körperlich behindert. Doch bei entsprechender Haltung und Pflege können auch diese Tiere ein erfülltes und schönes Katzenleben führen.

Das bei Hunden und Pferden auftretende Wobbler-Syndrom hat ebenfalls andere Ursachen. Hier liegt meist eine Schädigung der Rückenmarksnerven im Bereich der Halswirbelsäule vor. Diese Erkrankung wird in leichteren Fällen medikamentös behandelt. Jedoch ist oft eine Operation erforderlich.

Schlussanmerkung

Fest steht: Ein Wackelkitten ist keine Katastrophe, da es sich um eine vorübergehende Gesundheits- störung handelt. Ist die Störung behoben, entwickelt sich der Katzenwelpe ganz normal weiter. Es ist auch kein Indiz für züchterisches Unvermögen und schon gar kein Grund dafür, das Kätzchen einzuschläfern. Fraglich bleibt jedoch, ob man mit solchen Kitten später weiterzüchten sollte.

 

© Text: Gisela Teubner