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Formen von Ataxie
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Typische Bewegungsmuster bei Ataxie

Als typische Bewegungen bei Ataxie fallen Augenzittern (Nystagmus), Kopfzittern (Tremor), Schiefhaltungen des Kopfes sowie ein abnormer, breiter oder steifer, tapsiger oder torkeliger (ataktischer) Gang und Lähmungen der Vor- oder Nachhand auf. Die Bewegungen der Vorderbeine können weit nach vorne greifende, übermäßig gesteckte Bewegungen zeigen, während die Hinterbeine im Bogen nach vorne geführt werden. Einige Katzen verlieren ihr Gleichgewicht und fallen zu einer Seite, nach vorne oder nach hinten um. Es können Wahrnehmungsprobleme, Bewusstseinsstörungen oder eine falsche Abmessung von Zielbewegungen (Dysmetrie) auftreten.

Katzen mit Ataxie haben zudem häufig Probleme beim Fokussieren von Gegenständen, z. B. kann der Abstand zum Futter, Spielobjekt o. ä. nicht richtig eingeschätzt werden. Ataxie-Katzen sind oft geräuschempfindlich und erschrecken schnell. Ihre Routine ist ihnen oft wichtig, manche reagieren sogar panisch bei Veränderungen.

Die Formen/Typen von Ataxie

Die Ursache einer Ataxie sind Störungen im motorischen System des Gehirns, im peripheren Nervensystem oder im Rückenmark. Die Formen bzw. Typen von Ataxie werden je nach Lokalisation der zugrunde liegenden Erkrankung unterschieden. Im Folgenden sind die häufigsten Typen von Ataxie bei Katzen beschrieben. Weitergehende Informationen zu den dort genannten Bestandteilen des Zentralen Nervensystems finden Sie hier.

Cerebelläre Ataxie (Kleinhirnataxie)

Schäden oder Erkrankungen des Kleinhirns (Cerebellum) sind die häufigste Ursache von Ataxien.

Das Kleinhirn ist eine Region des Gehirns, welche an der Kontrolle von Balance und Koordination beteiligt ist. Hier werden die Informationen aus dem Rückenmark, der Gleichgewichtsorgane und der übrigen Sinneswahrnehmungen zusammengeführt und in motorische Bewegungsabläufe umgesetzt. Das heißt, über das Kleinhirn erfolgt die Planung, Koordination und Feinabstimmung von Bewegungen.

Kommt es im Kleinhirn aufgrund einer Störung zu Einschränkungen, zeigen sich die typischen Bewegungsformen der Kleinhirnataxie: Betroffene Katzen stehen und gehen oft mit weit gespreizten Beinen und laufen in einer Art „staksiger Gang“, die Bewegungen sind ruckartig, wackelig und unkoordiniert, Augenzittern (Nystagmus) und Kopfzittern (Tremor) sind zu beobachten. Der Ablauf von Schrittfolgen ist ungleichmäßig, die Katze stolpert häufig und stürzt mehr oder weniger oft. Zudem kommt es zu sogenannten Dysmetrien: Dies bezeichnet die Unfähigkeit, die Entfernung, Schnelligkeit und Kraft einer Zielbewegung richtig einzuschätzen. Katzen mit Kleinhirnschaden fällt es daher zum Beispiel schwer, ihre Sprünge genau zu kalkulieren.

Auslöser für Kleinhirnataxie sind meist Tumore,  Vergiftungen oder eine Hirn-Athrophie („Gewebsschwund“). Ebenso können Schäden am Kleinhirn aufgrund von Unfällen oder Misshandlungen auftreten. Besonders häufig liegt jedoch eine Cerebelläre Hypoplasie vor: Dies bezeichnet eine Unterentwicklung des Kleinhirns von Geburt an. Auslöser sind z. B. Infektionen noch im Mutterleib der Katze. Insbesondere diese Form der Erkrankung ist nicht progressiv, d. h. sie verschlechtert sich nicht. Die betroffenen Katzen können mit der Zeit sogar ihre Einschränkungen durch Übung und Training teilweise kompensieren.

Sensorische/Sensible Ataxie

Die Sensorische (oder auch Sensible) Ataxie hat ihre Ursache in einem Schaden des Rückenmarks oder der peripheren Nerven, welche an der Erkennung der Extremitäten beteiligt sind. In manchen Fällen liegt der Grund einer Sensorischen Ataxie auch in einer Fehlfunktion im Zusammenspiel verschiedener Teile des Gehirns, die Lageinformation der Extremitäten verarbeiten. Das Gehirn erhält nicht die richtige Information über die Lage der Beine und anderer Körperteile im Raum, da die über das Rückenmark ankommenden sensiblen Informationen aus den peripheren sensiblen Nerven, Gelenken und Muskeln fehlen. Diese sind aber für die Feinabstimmung der gezielten motorischen Bewegung erforderlich.

Betroffene Katzen stehen und gehen mit weit gespreizten Beinen. Durch die Gesamtheit verschiedener Probleme hinsichtlich der Zusammenarbeit von Nerven und Muskeln sind die betroffenen Katzen häufig sehr schwach – ein Muskelaufbau kann nur sehr schwer erfolgen. Die Ataxie führt zu Bewegungen falschen Ausmaßes, zu überschießend-ausfahrenden Bewegungen (Hypermetrie) oder zu unflüssig-verwackelten Bewegungen (Asynergie).
Häufige Auslöser einer sensorischen Ataxie, sind Trauma-Ereignisse wie Quetschungen des Rückenmarks oder anderweitig ausgelöste Deformation der Wirbelsäule, z. B. deformierend degenerative Gelenkerkrankungen. Die „oberflächennahen“ Nervenbahnen des Rückenmarks, die Hinterstrangbahnen, erleiden hierbei zwangsläufig den stärksten Schaden. Oft kommt es dann zu einer Spinalen Ataxie.

Die Spinale (oder auch Afferente) Ataxie ist eine häufige Unterform der Sensorischen Ataxie. Sie tritt aufgrund von Erkrankungen oder Schädigungen der Hinterstrangbahnen des Rückenmarks auf, welche die Muskulatur der Gliedmaßen mit dem Kleinhirn verbinden.

Vestibuläre Ataxie

Zu einer Vestibulären („den Gleichgewichtssinn betreffenden“) Ataxie kommt es nach einer Schädigung des Gleichgewichtsorgans. Das vestibuläre System ist Grundlage für die Kontrolle der Balance und leitet außerdem Informationen an das Kleinhirn.

Bei einer Vestibulären Ataxie ist eine typische Schiefhaltung des Kopfes und häufig auch ein Augenzittern zu beobachten. Betroffene Katzen laufen häufig im Kreis und kippen zu einer Seite um. Übelkeit und Erbrechen können auftreten.

Ursache von Vestibulären Ataxien sind z.B. bei Erkrankungen des Innenohrs (z. B. bei Entzündungen) oder der Nerven, welche das Innenohr mit dem Gehirn verbinden.

Sonstige Ataxie-Typen

Weniger häufig bzw. bei Katzen kaum erforscht sind Ataxien aufgrund von Großhirndefekten (Zerebrale Ataxie) oder zahlreicher, aber gleichzeitig sehr seltener, genetisch bedingter Erkrankungen (Hereditäre Ataxie).